Warum wir JETZT Investitionen in die Musikbranche brauchen
Gastkommentar von Harry Fuchs (Geschäftsführer Öst. Musikfonds) zum Status Quo des Musiklands Österreich 2025
Auf den ersten Blick in die Wertschöpfungsstudie der österreichischen Musikwirtschaft ist man geneigt zu glauben, dass es der Musikbranche und allen darin Tätigen hervorragend geht: Fast 100.000 direkt Beschäftigte und rund 5 Milliarden Euro direkte Bruttowertschöpfung sind eindrucksvolle Zahlen. Für den Kernbereich sieht die Situation aber ganz anders aus: Der produzierende und verwertende Kern der Branche, also die Musikschaffenden selbst, die Labels, Verlage, Agenturen, Tonstudios und engagierten EPUs sind mit oft prekären Arbeits- und Lebenssituationen konfrontiert. Die sich über die letzten 2 Jahrzehnte negativ veränderten Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass konkurrenzfähige heimische Musikproduktion auf internationalem Qualitätsniveau in den meisten Fällen nur mehr mit entsprechender Unterstützung möglich ist.
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche und überlebensfähige österreichische Musiklandschaft sind eine international konkurrenzfähige Qualität der Produktionen und starke lokale Strukturen, die innovative Vermarktungskonzepte mit entsprechender finanzieller Ausstattung im In- und Ausland umsetzen können. Und genau hier kommen zeitgemäße Förderkonzepte ins Spiel: Eine Produktionsförderung, ausreichend dotierte In- und Auslandstourförderungen, eine entsprechende Vermarktungsförderung, Informations- und Capacity Building-Angebote, permanente Marktbeobachtungen und internationale Vernetzung müssen das Maß der Dinge sein.
Der Österreichische Musikfonds nimmt dabei eine zentrale Rolle ein und hat sich als unverzichtbarer Partner für die heimische Musiklandschaft etabliert. Gerade jetzt braucht es den Anschub durch effiziente Förderinstrumente mehr denn je, um auf einem international wettbewerbsfähigen Qualitätsniveau produzieren zu können. Heimische Musik ist grundsätzlich international nachgefragt, allerdings kann das mögliche Potential mangels entsprechender Unterstützung nur zu einem Teil ausgeschöpft werden. Sowohl die Musikproduktionsförderung, als auch die Unterstützung von deren Sichtbarmachung, deren Vermarktung und von Exportaktivitäten sind unabdingbar notwendig, aber massiv unterdotiert. Das Investitionsrisiko wird durch den Österreichischen Musikfonds abgefedert, der damit wie ein Turbo für die Kreativproduktion wirkt, Beschäftigung absichert, den Musikstandort Österreich festigt und zukunftsfit macht.
Der Öst.Musikfonds berücksichtigt die Genrevielfalt in unserem Land und ermöglicht Musikproduktionen aller musikalischen Genres; weiters Livetourneen und Exportaktivitäten, um heimischer Musik hierzulande, aber auch international den Weg zu bereiten. Durch die Unterstützung in allen musikalischen Stilfeldern berücksichtigt der Musikfonds in seinen Programmen den kulturellen Aspekt ebenso, wie die Sichtbarmachung innerhalb des entsprechenden Publikumskreises und die Ausweitung der Zielgruppen.
Der Musikfonds ist im ständigen Austausch mit der Musikszene und allen maßgeblichen Institutionen des Musiklebens, um seine Programme laufend an den Bedürfnissen der Musikschaffenden und deren professionellen Umfelds auszurichten. So wurde 2024 der Toursupport um Auslandskonzerte erweitert sowie mit dem Impulsprogramm im Rahmen von Austrian Music Export und der Vermarktungsförderung OMF+ neue Angebote gemacht, die der Sichtbarmachung des heimischen Musikschaffens – insbesondere auch im Ausland – dienen.
Jeder von der öffentlichen Hand in das heimische Musikschaffen und dessen Verwertung investierte Euro bringt ein Vielfaches an Wertschöpfung und Steuerleistung zurück.
Vor allem in den letzten zehn Jahren hat sich die heimische Musiklandschaft merkbar positiv entwickelt. Parallel dazu hat sich aber auch die globale Musikwirtschaft radikal verändert. Das heutige Umfeld verlangt neue Wege, nicht zuletzt was zeitgemäße Vermarktungsaktivitäten betrifft. Ein Markt wie der österreichische ist mit seiner überschaubaren Größe strukturell benachteiligt. Dadurch besteht die Notwendigkeit, von vornherein international zu denken und zu arbeiten. Das einzusetzende Kapital und das Risiko sind bedeutend höher als früher.
Die große Vision muss es sein, Österreich von einem Musik-Importland zu einem Musik-Exportland zu machen. Das mag auf den ersten Blick utopisch erscheinen. Mit einer entsprechenden Strategie und In einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller im Bereich Musik aktiven Institutionen muss dieses Ziel selbstbewusst angestrebt werden. Jedenfalls muss alles dafür getan werden, dass Österreich seinem Ruf als Musikland auch weiterhin und zeitgemäß gerecht werden kann.
Mag. Harry Fuchs
Geschäftsführer Öst.Musikfonds
Gastkommentar als PDF (210 KB)