Offener Brief an BM Polaschek zu den Änderungen der BAfEP-Stundentafel für den musikalischen Bereich

Sehr geehrter Herr Bundesminister Polaschek!

Wir wenden uns an Sie, da die geplante Novellierung der Stundentafeln und Lehrpläne in der BAfEP drastische Kürzungen für die musikalische Ausbildung von Elementarpädagog:innen vorsieht.

Absolvent:innen einer Bildungsanstalt für Elementarpädagogik tragen eine hohe gesellschaftliche Verantwortung, da sie die Bildungschancen von Kindern nachhaltig beeinflussen. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, braucht es eine umfassende Ausbildung in allen Bereichen – auch und vor allem in kreativen Fächern. Das praktische Singen und Musizieren im Kindergarten ist kein Luxusgut, es leistet einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung von Kindern, zur Ausbildung eines Gemeinschaftsgefühls in der Gruppe und zur Inklusion, und es ermöglicht allen Kindern einen spielerischen Zugang zu Musik.
Durch die geplanten Kürzungen der Rechtssektion (sic!) des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung ist die Ausbildung von Elementarpädagog:innen im musikalischen Bereich akut gefährdet:

Die Anzahl der verpflichtenden Musikstunden soll im Bereich „Musik, Stimmbildung und Sprechtechnik“ von derzeit 8 Stunden (verteilt auf 5 Jahre) auf 4 Stunden (ausschließlich im 1. und 2. Jahr) gekürzt werden, im Bereich „Instrumentalmusik“ ist eine Kürzung von derzeit 5 Stunden (in den ersten vier Jahren) auf 4 Stunden (wiederum ausschließlich im 1. und 2. Jahr) vorgesehen. Diese Reduktion und die Verteilung auf lediglich die ersten beiden Jahre kann einen kontinuierlichen Kompetenzaufbau niemals gewährleisten. Ein wesentliches Element kompetenzorientierten Lernens ist der aufbauende Charakter. Dazu braucht es Unterrichtsstunden über einen langen Zeitraum (wissenschaftliche Untersuchungen sprechen von vier bis fünf Jahren), um durch regelmäßiges und nachhaltiges Üben eine Weiterentwicklung von Stimme, Körper und Instrument zu ermöglichen. Unabdingbar dafür ist zumindest eine Wochenstunde über alle fünf Jahre.

Musikbezogenen Aktivitäten kommt im Kindergarten eine zentrale Aufgabe zu. Allerdings müssen sie von den Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen auch angemessen vermittelt und angeleitet werden. Sollten die geplanten Kürzungen umgesetzt werden, wird ein Großteil der Absolvent:innen einer BAfEP dazu nicht mehr befähigt sein. Das regelmäßige spielerische Lernen mit und durch Musik wird dann nicht oder kaum mehr in die Elementarpädagogische Arbeit integriert werden oder nur mehr am Rande von Spezialistinnen und Spezialisten umgesetzt werden.

Wir fordern daher ein Umdenken im Prozess der Curriculaerstellung, die Zurücknahme der geplanten Änderungen, Beibehaltung einer kontinuierlichen fachpraktischen Ausbildung der Elementarpädagog:innen im musikalischen Bereich und weitere Schritte nur in Absprache mit Fachexpert:innen zu setzen. Der Österreichische Musikrat und die Arbeitsgemeinschaft Musikpädagogik Österreich (AGMÖ) stehen für weiterführende Gespräche zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Eva-Maria Bauer, MA – Präsidentin ÖMR
Dr. Leonore Donat – Präsidentin AGMÖ
Dr. Harald Huber – Vize-Präsident ÖMR
MMag. Ferdinand Breitschopf – Vorstandsmitglied ÖMR

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